Die Fotoserie „becoming men“ befasst sich mit der Position des Mannes im jetzigen Zeitgeschehen, insbesondere geht es um die Sozialisierung junger Männer im Patriachat und um Strukturen und Gedanken, die viele Männer in ihrem Kindes- und Jugendalter erlernen und im Erwachsenenalter meist reproduzieren und weitergeben. Dazu gehören vor allem Werte und Eigenschaften, die in unserer Gesellschaft als „männlich“ gelten, wie etwa Stärke und Kraft, Mut, Rationalität, Konkurrenzdenken und Härte. Während meiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema, kristallisierte sich ein sehr klares Bild heraus: Viele Männer des 21. Jahrhunderts sind verunsichert und unglücklich, können ihre Gefühle dahingehend aber oft nicht beschreiben oder benennen. Während sich die Frauen im Feminismus miteinander verbündet haben, gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten angekämpft haben und immer noch kämpfen, bleiben die Männer irgendwo auf der Strecke liegen. Dabei leiden sie ebenso unter den patriarchalen Strukturen.
Als Frau habe ich am eigenen Körper erfahren, was diese Gesellschaft von mir erwartet, und so konsumierte ich vor allem feministische Kunst im allgemeinen und feministische Fotografie im Speziellen, die von Frauen für Frauen gemacht worden war und in der es meist um die Frau im Zentrum eines patriarchalen Systems geht. In dieser Arbeit möchte ich jedoch das Augenmerk auf die Männer unserer Gesellschaft richten. Es geht um Sexualität, Macht, Trieb und Gewalt und ich widme mich der Frage, wo in der Sozialisierung des Mannes eigentlich der Raum für Zärtlichkeit, Verletzlichkeit und Einfühlungsvermögen (gegenüber sich als auch seiner Umwelt) existiert.
Das Projekt teilt sich in zwei Kapitel auf. Zunächst habe ich mich abstrakt mit dem Thema beschäftigt und assoziativ Objekte inszeniert und Szenen dokumentiert. Im zweiten Kapitel habe ich mich mit männlich sozialisierten Personen getroffen, die sich bereits mit dem Thema Patriachat und Männlichkeit auseinandergesetzt haben und diese an einem "Safe Place" ihrer Wahl dokumentiert. Daraus entstand eine Serie von acht Fotografien, in denen ich die jeweilige Person aus seinem Umfeld herausgestanzt und dem Originalfoto in invertierter Form gegenübergesetzt habe. Somit entstanden vier Fotopaare die aufeinander Bezug nehmen sollen, jedoch auch völlig unabhängig von einander funktionieren.
Kapitel 1 der Fotoserie war Teil der Gruppenausstellung "Female Spaces" während des Photoszene Köln Festivals 2025 und die vollständige Fotostrecke (inklusive Kapitel 2) war unter dem Titel "becoming men" im Juni 2025 im Kulturzentrum 2N60 in Mönchengladbach zu sehen und wurde durch die Rauminstallation "Papa, warum?" von Jonas Gärtner ergänzt.





















